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Exklusivinterview: Metalogy im Gespräch mit Maik Weichert von HEAVEN SHALL BURN Teil 2 Exklusivinterview: Metalogy im Gespräch mit Maik Weichert von HEAVEN SHALL BURN Teil 2
Am 08. März starteten HEAVEN SHALL BURN ihre THE LAST MARCH Tour im Wiesbadener Schlachthof. Der sympathische Gitarrist und kreative Kopf der Band, Maik... Exklusivinterview: Metalogy im Gespräch mit Maik Weichert von HEAVEN SHALL BURN Teil 2

Am 08. März starteten HEAVEN SHALL BURN ihre THE LAST MARCH Tour im Wiesbadener Schlachthof. Der sympathische Gitarrist und kreative Kopf der Band, Maik Weichert, kann die Tour aus gesundheitlichen Gründen leider nicht mitspielen, unterhielt sich aber vor der Show mit Lydia und Michael von Metalogy.de über viele spannende Themen. Gestern haben wir den ersten Teil der dreiteiligen Interviewserie veröffentlicht. Lest heute den zweiten Teil. 

(Anmerkung: Als Ersatz für Maik konnten HSB für die Tour Mate Bodor von Alestorm gewinnen.)

Du hast vorhin die Sea Shepherds erwähnt. Auf Euren Tourplakaten bewerbt ihr sie und auch Viva con Agua. Habt Ihr konkrete Aktivitäten mit diesen Organisationen laufen?

Maik: Viva Con Agua unterstützen wir sozusagen aus der Entfernung, weil wir es für ein cooles Konzept halten und als unterstützenswert erachten. Zu Sea Shepherd haben wir richtig tiefgehende Kontakte. Ein Kumpel von uns ist jetzt gerade zum Kapitän von der „Sam Simon“ ernannt worden. Den haben sie befördert. Ein anderer Kumpel, den wir noch aus ganz frühen Tagen kennen, als wir noch zusammen in besetzten Häusern gespielt haben, ist Italiener und schon seit vielen Jahren auf den Schiffen dabei als 1. Offizier und Bootsmann. Wir haben wirklich gute Kumpels, die an vorderster Front dabei sind. Von denen bekommen wir auch Informationen aus erster Hand. So können wir sehen, dass wirklich was gemacht wird. Sowas unterstützen wir dann gerne, auch aus diesem persönlichen Antrieb heraus. Und nicht aus Imagegründen, sondern aus tiefgehender Überzeugung, auch wenn ein Viva Con Agua- oder Sea Shepherd-Logo immer gut auf Tourplakaten aussieht.

Heaven Shall Burn-Foto_Lydia Polwin-Plass

Heaven Shall Burn-Foto_Lydia Polwin-Plass

Ich habe gelesen, dass vier von Euch komplett auf Alkohol und Drogen verzichten. Bist Du da auch dabei?

Maik: Ich bin da eigentlich der Einzige. Das schwirrt immer noch so durchs Internet. In Wikipedia steht es auch immer noch, aber ich bin der einzige, der auf Alkohol verzichtet. Auf Drogen verzichten wir natürlich alle. Zur Party mal ein Bier oder Wein trinken die anderen eigentlich alle. Unser alter Drummer Matthias hatte auch auf Alkohol und Drogen verzichtet. Und da hatten wir noch einen ganz alten Gitarristen, der schon 2005 ausgestiegen ist, der hatte da auch drauf verzichtet. Scheinbar ist es aus der Zeit noch im Umlauf. Das war halt früher, aber die Leute, die dann neu dazugekommen sind, sind nicht so drauf. Das war auch nie eine Bandphilosophie. Das ist auch nicht in den Texten, dass wir irgendwie gegen Alkohol wettern. Das ist natürlich ein Riesenelend. Was ich während meiner Zeit im Referendariat und vorm Strafgericht gesehen habe, gerade was mit Crystal Meth gerade abgeht, und auch was mit der Alkoholsucht gerade abgeht, das ich schon nicht zum Lachen. Ich als typisches Ossi-Kind nach der Wiedervereinigung habe es auch selbst erlebt, dass sich drei oder vier Kumpel in diesen ostdeutschen Alleen totgefahren haben. Da stimmte so das Klischee und das ist nicht witzig. Da habe ich mir damals gesagt: Nie wieder. Das ist so mein Eigenantrieb.

Die Motive auf Euren Shirts sehen oft recht martialisch aus und oft sind Kriegs- oder Militärmotive zu sehen. Wie passt das mit der Botschaft zusammen, die Ihr eigentlich verbreitet?

Maik: Diese Frage kriege ich immer mal gestellt. Das ist ein offener Widerspruch. Wir kommen musikalisch so aus dieser Ecke. Matthias, unser alter Drummer, mit dem ich angefangen habe und ich, waren Riesenfans von Bolt Thrower, die diese musikalischen Panzer halt symbolisieren. Das ist so ein Klischee wie der eingeölte Muskelmann bei Manowar. Wir geben uns aber Mühe, dass wir auf unseren Kriegs-T-Shirts immer noch eine augenzwinkernde Aussage haben. Einmal wollte mir zum Beispiel einer wegen einem T-Shirt was anhängen. Der war relativ pfiffig drauf und hat herausgefunden, dass darauf das Schlachtschiff Tirpitz von der Reichsmarine abgebildet war. Auf dem T-Shirt war dann aber an den Mast von der Tirpitz eine Russenflagge drangebastelt. Solche Sachen machen wir halt, damit das dann ein bisschen ins Lächerliche gezogen wird. Heute haben wir auch ein Panzer-Shirt dabei zum Song „They shall not pass“ und das ist eher die Bürgerkriegssituation, die in dem Song dargestellt wird. Das ist ein Panzer, der als Straßensperre irgendwo steht bei irgendwelchen Volksaufständen. Diese martialische Militärtechnik benutzen wir schon als Ausdruck für „Kein Kompromiss“. Aber das Panzermäßige stimmt schon, das kann schon irritieren, da wir ja eine friedliche und versöhnliche Aussage haben. Wir haben ein Kampfflugzeug drauf und dagegen eine Textzeile „There is no war that ends all wars.“ Das ist schon ein Widerspruch. Richtig.

Bei der letzten Tour hattet Ihr mit Deserted Fear eine Nachwuchsband aus dem Osten. Liegt es euch besonders am Herzen, die Metalszene dort zu fördern?

Maik: Das hat eigentlich gar nicht so viel mit dem Osten zu tun. Wir merken, dass wir rein von der Biographie her Leute sind, die noch so denken. Aber wenn wir da eine junge Band unterstützen, für die spielt das doch überhaupt keine Rolle mehr. Die merken zwar, wenn sie aus Finsterwalde kommen, dass es für sie nicht so cool ist, da zu leben, wie jemand, der aus Füssen kommt, wo das Leben noch in Ordnung ist in Oberbayern. Aber das ist jetzt nicht ein speziell ostdeutsches Ding. Wir haben ja auch die Kumpels von „Der Weg Einer Freiheit“ mitgenommen. Das ist also kein speziell ostdeutsches Ding. Wir sind natürlich stolz drauf und Lokalpatrioten. Wir geben uns auch in Interviews, das merkt Ihr ja, keine Mühe Hochdeutsch zu reden. Ich rede jetzt nicht so, als ob ich in Münster an der Uni einen Vortrag halte im Staatsrecht. Da rede ich natürlich ein bisschen anders. Da sind wir natürlich schon stolz auf Lokalkolorit. Klar. Aber es ist keine bewusste Entscheidung. Es gibt genauso gut befreundete kleinere Bands aus dem Westen, die wir auch supporten.

Du als Gitarrist: Welches Equipment spielst Du und warum genau das? Hat das bestimmte Vorzüge für Dich?

Maik: Ich habe das Glück, eine Signature Gitarre zu haben – von Ibanez. Da ist es natürlich offensichtlich, dass ich die spiele, weil das eine Gitarrenmarke ist, die mir die Möglichkeit gegeben hat, eine Gitarre so zusammenzubauen, wie ich es möchte. Genau mit dem Halsprofil, den Tonabnehmern, in der Farbe, und so weiter. Das kann man mit jeder anderen Gitarrenmarke auch machen. Aber das ist dann natürlich die eigene Gitarre, die einem dann auf den Bauch geschneidert ist, sozusagen. Das ist schon wichtig. Und bei den Amps: Ich spiele einen Mesa Boogie Amp. Einen Rectifier. Ich habe über die Jahre viele Amps ausprobiert und hatte mit Mesa Boogie angefangen und bin da auch wieder gelandet. Weil der so die meiste Gewalt hat. Das ist so ein Amp, den man wirklich nur ein Drittel aufdrehen kann. Ich frage mich, warum man den Knopf soweit rumdrehen kann. Das ist so laut. Es ist völlig unmöglich den zuhause oder auf der Bühne so laut zu spielen. Aber das ist so die reine Gewalt. Das mag ich schon sehr. Und ich bin auch jemand, der jetzt nicht total filigran spielt. Ich denke, unsere Musik lebt eher von der Energie. Man merkt, wenn man vor der Box steht und da haut jemand mit Wut und Passion auf die Gitarre. Wir sind jetzt nicht die virtuosen Musiker. Ich habe meine Gitarre auch mit etwas dickeren Saiten versehen. Das ist so bei uns wichtig vom Equipment, dass es haltbar ist und einen guten, fetten, aggressiven Sound macht. Das ist für uns wichtiger als die Lux oder ein total filigraner Sound. Ibanez ist wirklich auch eine Marke – und das sage ich jetzt nicht, weil ich von denen endorsed bin – vom Preis-Leistungs-Verhältnis her ist das eine Marke, wo man als Anfänger für 500 Euro eine Gitarre bekommt, die man auch spielen kann. Und auch wenn man später mal viel weiter ist und höhere Qualität braucht, stimmen Preis und Leistung. Manchmal, wenn man eine Gitarre von Ibanez in die Hand nimmt, weiß man nicht, ob das eine für 2000 oder 500 Euro ist, weil bei den Billigen auch die Qualität relativ hoch ist. Das gibt es eben bei Fender oder bei Gibson nicht. Da sind halt die Teuren richtig, richtig geile Gitarren und die billigen sind dann aber meistens nicht so gut. Nach meiner Erfahrung.

Heaven Shall Burn

Heaven Shall Burn

Ihr seid ja mal wieder auf Headliner-Tour. Gibt es für Euch eigentlich Bands, mit denen Ihr gerne mal zusammenspielen würdet?

Maik: Realistisch betrachtet ist es sehr schwer, weil wir gerade in so einem Zwischending sind, dass wir für große Bands zu bekannt und auch zu teuer sind. Dann müssen das ja schon ganz große Bands sein. Als wir jetzt mit Korn unterwegs waren, haben wir denen auch schon ordentlich Leute mit rangeschafft auf die Konzerte. Dafür haben die uns auch gut bezahlt. Das war eine supercoole Tour, die Sinn ergeben hat für uns. Aber sowas ist eher selten, dass uns Bands buchen, die zwar größer sind als wir, aber nicht so viel größer. Das ist eher so, dass die mit der Konkurrenzsituation überfordert sind. Das ist wirklich schwierig bei einer Band unserer Größe. Aber Festivals haben wir ja schon mit Bands wie Iron Maiden oder Rammstein gespielt. Gerade für uns aus dem Osten wäre es natürlich mal cool mit Rammstein auf einer Tour zusammen zu spielen. Die haben ja bei uns in der Gegend ihre ersten Shows gespielt. Wir haben die mit 80 Leuten in irgendwelchen Landei-Clubs gesehen. Den Aufstieg haben wir verfolgt und uns ein paar Dinge abgeguckt. Businessmäßig und so. Das wäre schon eine ganz coole Sache.

Habt Ihr irgendwelche Rituale vor Euren Gigs?

Maik: Nein, eigentlich nicht. Wir klatschen uns ganz normal ab vor den Gigs. Jeder hat für sich so seine Rituale. Ich schreibe immer noch eine Nachricht an meine Freundin. Das ist so mein Ritual zur Vorbereitung. Aber was die anderen Jungs machen, weiß ich gar nicht. Wir haben jetzt nicht so was wie andere Bands, die sich nochmal im Kreis versammeln und einen Pfefferminz-Schnaps trinken. Das gibt es bei uns nicht. Da ist jeder mit sich selbst beschäftigt. Wie gesagt, kurz davor klatschen wir uns nochmal ab. Wenn es ein besonderer Abend ist wie heute, wenn es der erste Abend der Tour ist, dann ist man ja besonders aufgeregt, da findet man auf jeden Fall nochmal zusammen und drückt sich dann nochmal vor der Show. Das sicherlich.

Gibt es irgendein Land, wo ihr gerne nochmal spielen würdet?

Maik:  Es gibt viele Länder. Wir sind schon lange dran mal in Südafrika zu spielen. Afrika ist der einzige Kontinent, wo wir noch nicht waren. Früher konnte man auch in Ägypten Metal-Shows spielen. Das hat sich leider erledigt. Über Kulturaustausch-Sachen in Namibia könnte man das auch noch machen. Also, Afrika wäre schon mal cool. Ansonsten, in Asien gibt es auch noch einige Länder. Von den realistischen Ländern: In Indien waren wir noch nicht. Malaysia, Indonesien, China, da haben wir schon gespielt. Indien und Philippinen. Da haben wir viele Fans und da haben wir viele Emails bekommen, dass wir da mal spielen sollen. Da würden wir gerne mal hin. Wir waren ein paar Mal in Australien, haben es aber nie bis Neuseeland geschafft. Das werden wir das nächste Mal auch noch machen. Bei der Nordamerika-Tour haben wir es bisher bis Kanada nicht geschafft. Das müssten wir eigentlich auch mal tun. Und, was uns immer vorgehalten wird, zwei Länder, wo wir auch noch nicht gespielt haben, sind Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. (lacht)

Spielt ihr auf der „Last March“-Tour in Wien?

Maik: Ja, wir spielen in Wien. Aber das ist ziemlich spät, am 29.3. Ohne Wien – geht nicht. Das ist wirklich eine unserer Lieblingsstädte. Mit Wien haben wir schon eine enge Verbindung, weil unser Lichtmann aus Wien ist. Da ist auch unser Lager und das Gasometer. Da haben wir unser Zeug gelagert. Da haben wir unsere Vorproduktion gemacht. Da haben wir auch Freunde aus dem Arena-Umfeld, die uns am Anfang unterstützt haben. Und es auch wirklich immer schön dahin zurück zu kommen. Wir haben da mal beim Donauinsel-Fest gespielt. Das war schon richtig cool. Wir haben schon ganz früh Shows in Wien gespielt. Im BKH, in kleineren Sachen, im Flex dann, also in solchen Locations. Da haben wir uns wirklich hochgedient. Da sind wir wirklich immer gerne. Ich gehe auch gerne ins Burgtheater. Privat, wenn ich Kumpels besuche in Wien. Es ist schön da.

Maik_Heaven Shall Burn_mit Michael und Lydia von Metalogy

Maik_Heaven Shall Burn_mit Michael und Lydia von Metalogy

Du hast erwähnt, dass Du Klassik hörst. Gehst Du dann auch in den Musikverein oder ins Konzerthaus?

Maik: Das hört sich jetzt blöd an, aber, wenn, dann gehe ich ins Ballett. Meine Freundin ist großer Ballett-Fan und  hat mich da wirklich ein bisschen mitbegeistert. Wenn man dann in Berlin oder in Wien oder in New York wirklich mal Weltklasse-Ballett gesehen hat, mit einer Polina Semionova, der besten Primaballerina unserer Zeit, oder Melissa Hamilton aus England, und wenn man die sportliche Leistung sieht und man kann das auch einschätzen und sagt: Ok, das ist heute die Weltspitze und morgen schauen wir uns mal im Theater in Gera mal die zweite Garnitur an. Das ist auch cool, aber da sieht man halt die Unterschiede. Das fand ich dann schon interessant. Ich bin jetzt kein riesengroßer Fachmann, aber ich kann „Romeo und Julia“ von „Schwanensee“ unterscheiden. Ich fand das früher immer totsterbenslangweilig, aber seitdem ich das mal live gesehen habe…. Aber so direkt ins klassische Livekonzert gehe ich nicht so gerne. Da sind mir zu viele alte Leute, die husten. Das ist sehr steif. Ich glaube, Ricola hat mal zwei Saisonen lang das Konzerthaus in Zürich gesponsert mit kostenlosen Bonbons, damit die Leute nicht so viel husten. Das höre ich mir dann lieber zuhause auf der Anlage und über Kopfhörer für mich alleine an.

Lest morgen hier auf Metalogy.de den dritten und letzten Teil unserer dreiteiligen Interviewserie mit Maik von Heaven Shall Burn

Interview TEIL 2: Lydia Polwin-Plass und Michael Glaeser

Lydia Dr. Polwin-Plass

Promovierte Journalistin und Texterin, spezialisiert auf die Themen Kultur, Wirtschaft, Marketing, Vertrieb, Bildung, Karriere, Arbeitsmarkt, Naturheilkunde und Alternativmedizin. Mehr über Dr. Lydia Polwin-Plass auf ihrer Website: http://www.text-und-journalismus.de